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Auto Import USA – was muss ich tun, um das importierte Auto in Deutschland fahren zu können?

Einfach mit unserer 6 Schritte Anleitung

Ein Autofahrertraum: Den „American Way of Drive“ nicht nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auszuleben, sondern auch auf bundesdeutschen Landstraßen und Autobahnen. Doch egal ob man sich für kultige Oldtimer-Pickups entscheidet oder ein fast neues Muscle-Car: Um einen „Ami“ auf die deutsche Straße zu bringen, ist mehr vonnöten, als den Wagen über den Atlantik zu schippern. Wir zeigen die einzelnen Stationen des mitunter beschwerlichen Wegs.

1. Vorarbeit

Natürlich gibt es Menschen, die sich beim Amerika-Urlaub spontan in einen Wagen verlieben, ihn erst für die dortigen Roadtrips nutzen und anschließend in einer Hauruck-Aktion überführen. Doch wenn schon der generelle Import stressig ist, so ist diese Methode sicherlich die schwierigste. Weitaus vernünftiger ist es, in aller Ruhe von zuhause aus die Vorarbeit zu leisten.

 

Anfrage beim TÜV

Am deutschen TÜV beziehungsweise der Dekra (andere Prüforganisationen sind in Import-Fällen nicht zuständig) führt kein Weg vorbei. Aber was später vor der Zulassung noch zu Hindernissen führen kann, eignet sich im Vorfeld gut dazu, Ärger zu vermeiden.

In den USA wird die technische Dokumentation von Autos gänzlich anders gehandhabt als bei uns. Doch ohne die Informationen, die sich im Fahrzeugbrief befinden, kann der TÜV keine Überprüfung vornehmen – bloß existiert dieser (erst einmal) nicht für einen Ami, der frisch importiert wurde. Zudem ist auch das deutsche Prüf-System nicht flächendeckend: Früher gereichte es oftmals, die Kopie des Kfz-Briefs eines bauartgleichen, bereits hierzulande angemeldeten, US-Modells vorzuzeigen. Dieser Weg ist heute nur noch bei wenigen Prüfstationen offen, die allermeisten verlangen ein eigenes Datenblatt.

Doch um herauszufinden, welche Unterlagen die zuständige TÜV-Behörde haben will, sollte man zumindest ungefähr wissen, welches Auto man aus welchem Baujahreszeitraum importieren möchte.

 

Gibt’s vielleicht schon was hierzulande?

Angesichts der enormen Arbeit, die man sich aufhalsen wird, sollte der nächste Schritt darin bestehen, zu prüfen, ob es das gesuchte Modell nicht schon auf deutschen Straßen gibt. Der Kontakt kann über markenspezifische oder US-Auto-Foren und Facebook-Gruppen hergestellt werden. Oft gibt es dort auch wertvolle Tipps für den Import.

Überdies bleibt auch immer noch die Möglichkeit, über einen Wagen zu stolpern, der hierzulande angeboten wird – selbst, wenn er nur importiert wurde und noch das gesamte Umbauprozedere noch vor sich hat, spart man sich damit viele Nerven.

 

Der Carfax-Report

Das ist eine Organisation, die anhand unzähliger Datenquellen die Historie eines US-Fahrzeugs im Auge behält. Denn: Dort gibt es keinen Kfz-Brief wie hierzulande, mit dem man feststellen könnte, wie viele Vorbesitzer der Wagen hatte. Was es aber in den USA gibt, sind umfangreiche Versicherungsdatenbanken, über die eine etwaige Schadenshistorie viel genauer dokumentiert wird als bei uns. Jedoch hat nur Carfax darauf Zugriff und keine Privatpersonen. Das bedeutet, man selbst kann weder feststellen, wie viele Besitzer das Fahrzeug schon hatte und auch nicht, ob es sich um einen schlampig reparierten Unfallschaden handelt (immer bedenken: In praktisch keinem US-Bundesstaat gibt es eine regelmäßige Hauptuntersuchung, die sowas aufdecken könnte).

Nur der Carfax-Report zeigt einem nach Eingabe der Fahrgestellnummer eine ganze Fülle an Informationen an und macht somit den Kauf nicht zur Katze im Sack. Einziger gewichtiger Wehrmutstropfen: Der Service gilt nicht für Autos, die vor 1980 gebaut wurden. Allerdings kann man sich zumindest eine grobe Vorab-Übersicht auch kostenlos holen, dafür gibt es zum Beispiel den US-Service VinCheck.

 

Konto-Check

Wer bereits online nach US-Fahrzeugen gesucht hat, wird sich mit Sicherheit gewundert haben, dass die amerikanischen Preise im Vergleich zu „deutschen Amis“ im Schnitt um die Hälfte geringer sind. Dennoch sollte man nicht glauben, auch unterm Strich so viel sparen zu können. Rechnet man alle Kosten für Transport und Zoll dazu, sollte man zusätzlich zum nackten Kaufpreis nochmal mindestens die Hälfte dieser Summe vorrätig halten, um das Auto zuzulassen.

2. In den USA

Das Auto ist gefunden, der Flug ist gebucht. Wer glaubt, dass die bisherige Arbeit schon umfangreich war, wird erstaunt sein. Denn der „Import-Akt“ beginnt erst, wenn man an der Haustür des Verkäufers klingelt.

 

Amerikanische Auto-Eigenheiten

Wie bereits erwähnt, gibt es in den USA keinen TÜV und auch keine so umfangreiche Ausbildung zum Kfz-Mechaniker wie hierzulande (das soll die US-Werkstattqualität nicht in Abrede stellen, ist aber eine Tatsache). Ergo sollte man dem Wagen noch penibler auf den Zahn fühlen.

Die Grundregeln für den Gebrauchtwagenkauf gelten auch dort, nur eben verschärft. Zusätzlich gilt zu beachten:

  • Der Tachostand (in Meilen) wird höher sein, als bei einem vergleichbaren deutschen Fahrzeug. Das ist vor allem bei großvolumigen Motoren aber weniger ein Problem, weil diese mechanisch als langlebiger gelten.
  • Feilschen gehört zum guten Ton. Insbesondere wenn Ausstattungsmängel dazu einladen.

Bitte auch bedenken, dass bei US-Fahrzeugen auch die Verarbeitungsqualität generell oft etwas niedriger ist, dadurch sollte man aber nicht auf ein schlechtes Auto schließen.

Wichtig: Bei Gebrauchtwagen vom Händler muss, sofern der Wagen sofort exportiert wird, kein „Sales Tax“ (je nach Staat vier bis sieben Prozent) gezahlt werden.

Lebenswichtig: Die „Titles“

Jedes US-Gebrauchtfahrzeug hat einen Certificate of Title – kurz „Title“. Darin steht folgendes:

  • Basisdaten des Fahrzeugs (Baujahr, VIN, Modell)
  • Kennzeichendaten
  • Einige zur US-Besteuerung notwendige technische Daten
  • Name und Anschrift des Besitzers
  • Eventuelle „eigentliche Besitzer“, falls das Fahrzeug via Kredit gekauft wurde

Ohne den Title sollte man absolut niemals kaufen, denn so gibt der US-Zoll den Wagen nicht frei. Allerdings muss man sich als Käufer an das staatliche Department of Motor Vehicles (DMV) wenden und dort den Title auf sich transferieren lassen. Problematisch ist vor allem, dass in den USA jeder Bundesstaat die Vorgehensweisen, Formulare und auch Kosten ein wenig anders handhabt.

Wichtig: Soll der Wagen auf eigener Achse zum Hafen gebracht werden, ist beim DMV auch eine (Kurzzeit-) Zulassung einzuholen. Auch hier: Von Staat zu Staat unterschiedlich.

Der US-Zoll

Es gilt als Faustregel, dass man mindestens vier Tage vor Abfahrt des Schiffs mit dem Wagen beim US-Zoll im Hafen vorfahren sollte. Denn dort werden die Unterlagen geprüft. Bitte alle Dokumente mehrfach kopieren und ins Reisegepäck stecken, falls etwas verlorengehen sollte. Kleines Trostpflaster: Es fallen keine Zollgebühren an.

 

Von Speditionen und Helfern

Dann aber wird es wieder teurer, denn man muss zwingend ein Unternehmen finden, das den Transport an sich übernimmt – ganz gleich in welcher Form das Auto letztlich per Schiff transportiert wird.

Bei gleicher Gelegenheit, meist sogar im selben Unternehmen, sollte man eine Transportversicherung abschließen. Insbesondere bei wertvolleren Fahrzeugen und generell Oldtimern ist es empfehlenswert, die höchstmögliche Absicherung anzupeilen, die auch Beulen oder Kratzer abdeckt. Bitte bedenken: Selbst in einem Container kann ein Auto durch den Wellengang verrutschen. Für die Versicherungssumme kann man etwa ein bis drei Prozent des Kaufpreises kalkulieren.
 

Ro-Ro-Schiff oder Container?

Bei der Spedition wird man sich auch entscheiden müssen, wie das Auto nach Europa kommt.

  • Ro-Ro-Schiffe (Roll on – Roll off) sind gigantische Autotransporter. Sie sind günstiger, weil der Wagen direkt (von Mitarbeitern) aufs Schiff gefahren wird und so keine zusätzlichen Arbeitskosten entstehen. Nachteil: Diese Schiffe sind seltener als Containertransporter, das Auto muss fahrtüchtig sein und es können keine Gegenstände mittransportiert werden (zum Beispiel Ersatzteile, die man beim Kauf erhielt).
  • Beim Container gibt es zwei Optionen: 20- oder 40-Fuß-Container. Teurer aber schneller ist der kleinere Container, weil dort nur ein Auto hineinpasst. Die größeren Container hingegen werden mitunter mit weiteren Fahrzeugen „vollgestopft“. Dadurch sind sie zwar günstiger, aber es kann dauern, bis weitere Exportfahrzeuge bereitstehen.

Bei den Ro-Ro-Schiffen kann man je nach Fahrzeuggröße mit Preisen bis zu 2.000 US-Dollar rechnen (etwa für einen Full-Size-Pickup). 20-Fuß-Container beginnen im Bereich von 3.000 US-Dollar, soll ein 40er Container alleine gebucht werden, werden mindestens 4.500 US-Dollar fällig

3. Hallo, Europa!

Je nachdem, ob das Auto von einem Westküstenhafen oder der Ostküste aus verschifft wurde, darf man nach zehn bis zwanzig Tagen (gutes Wetter vorausgesetzt) darauf hoffen, dass der neue Ami auf dem heimischen Kontinent eintrudelt. Doch es wird ein letztes Mal teuer.

 

Alles geht über Rotterdam

Einige Auto- und Containertransporter laufen zwar auch über deutsche Häfen, aber in aller Regel wird Rotterdam derjenige Hafen sein, an dem der Ami erstmals europäischen Boden berührt. Tatsächlich hat das trotz der vielleicht größeren Abholdistanz auch Vorteile. Mitbringen muss man folgende Unterlagen:

  • Personalausweis
  • Title und US-Zoll-Unterlagen
  • Kaufvertrag oder Rechnung (Kaufsumme muss ersichtlich sein)
  • Frachtpapiere

 

Bitte Portemonnaie öffnen

Das Auto muss schließlich verzollt werden. Für normale PKW und den überwiegenden Teil aller Pickup-Trucks werden dabei rund zehn Prozent des Kaufpreises fällig. Wichtig: Für mindestens 30 Jahre alte Fahrzeuge kann der Zoll auch einen reduzierten siebenprozentigen Steuersatz anwenden – das wird in der Regel aber nur bei wirklich wertvollen Autos angewandt, nicht aber für Normalfahrzeuge.

Und hier brilliert Rotterdam: Denn für alle Autos, die mindestens 30 Jahre alt sind, werden keine Zollgebühren fällig, sondern nur sechs Prozent Mehrwertsteuer auf Kaufpreis und Transportkosten. Hat man auch diese Abgaben geleistet, ist es geschafft, das Auto ist offiziell und legal in Europa.

4. Spannendes mit dem TÜV

Beim Marathonlauf wie beim US-Auto-Import gilt: Die letzten Kilometer sind die schwersten. Denn es beginnt nun der „Kampf“ mit TÜV, Ersatz- und Alternativteil-Lieferanten sowie später dem deutschen Amtsschimmel.

Wussten Sie schon…?

5. Ritt auf dem Amtsschimmel

Je nach Automodell wird die TÜV-Abnahme einen eine Menge Nerven gekostet haben oder aber ein ziemlich einfacher Vorgang gewesen sein. Doch hoffentlich hat man sich vom Prüfer auch bestätigen lassen, dass keine „normalen“ Kennzeichen montiert werden können…

Normalkennzeichen? Sicher nicht

Denn wenn man sich auf der Zulassungsstelle befindet, wird eines sehr schnell klar: Unter all den normierten Größen deutscher Kennzeichen für das Auto gibt es nur sehr wenige, die in die dafür vorgesehene Mulde am US-Car passen. Einzig eine Abmessung entspricht in etwa den US-Platten, das sogenannte Traktor- oder Leichtkraftrad-Kennzeichen. Bloß ist dies ja schon per Definition nicht für Autos vorgesehen…

Doch es gibt einen (halbwegs sicheren) Trick, um an das gewünschte Kennzeichen zu kommen: Indem man sich zuvor beim TÜV bestätigen lässt, dass solche Schilder für dieses Auto erforderlich sind, hat die Zulassungsstelle eigentlich keine andere Wahl – manche besonders hartnäckigen Ämter verlangen teilweise jedoch auch einen Umbau auf deutsche Abmessungen, trotz der Prüfer-Angabe. Doch selbst wenn es mit dem ganz kleinen Autokennzeichen klappt, wird das Leichtkraftrad-Kennzeichen in den meisten Landkreisen trotzdem nur fürs Fahrzeugheck ausgegeben. Vorne bleibt nur die Option auf zweizeilige Standardgröße auszuweichen oder zweizeilig zu verkürzen.

 

Wer behält den „Title“?

In deutschen Amtsstuben mag man die Vorstellung gar nicht, dass man mit einem US-Car in einer Polizeikontrolle vielleicht ausländische Papiere vorzeigen könnte, obwohl der Wagen hierzulande registriert ist.

Es ist also ziemlich wahrscheinlich, wenngleich nicht sicher (unterscheidet sich abermals von Amt zu Amt), dass bei den Zulassungs-Formalien der Title einbehalten wird. Hier gibt es dann, das zeigt die Erfahrung, drei Optionen:

  1. Der Title wird ohne jede Möglichkeit der Wiederbeschaffung durch den Fahrzeughalter einbehalten und ins Herkunftsland gesandt.
  2. Der Title wird nur für eine begrenzte Zeit (meist ein halbes oder ein Jahr ab Zulassungsdatum) einbehalten und kann dann persönlich oder von einem Dritten mit Vollmacht kostenlos abgeholt werden.
  3. Der Title kann gegen eine Gebühr (ebenfalls nicht festgelegt, meist etwa 30 Euro) sofort wieder vom Fahrzeughalter mitgenommen werden (wird oft auch optional zur zweiten Version angeboten)

Der Hintergrund für diese Praxis ist etwas schwammig: Offiziell soll damit verhindert werden, dass das Fahrzeug reimportiert werden kann, ohne die dann notwendigen Zoll-Prozeduren zu durchlaufen. Sollte man den Title behalten können, wird er jedoch immer durch einen optisch sehr präsenten Stempel ungültig gemacht werden.

 

Bitte Zeit mitbringen

Sofern man die Wartezeit nicht einberechnet, dauert die Ummeldung eines zuvor in Deutschland zugelassenen Autos meist keine zehn Minuten. Für die Erstzulassung eines US-Cars auf deutschem Boden muss man jedoch wesentlich mehr Zeit (mindestens eine Stunde) und Geld mitbringen.

Das liegt daran, dass das Fahrzeug nun erstmalig in den deutschen Straßenzulassungssystemen erfasst wird. Dazu müssen die Mitarbeiter der Zulassungsstelle all die Daten ins System eingeben, die bei einem hierzulande massenhaft zugelassenen Auto schon vorhanden sind. Finanziell kann man folgende Posten einplanen:

  • Normale Zulassungsgebühren
  • Sonderkennzeichen vorne/hinten
  • Wunschkennzeichen
  • Eventuell H-Kennzeichen

Summa summarum kann man so davon ausgehen, bei einem US-Oldtimer die Zulassungsstelle um rund 150 Euro ärmer zu verlassen.

6. Tipps und Tricks

Den meisten Lesern dürfte klargeworden sein, dass all die bisherigen Schritte einen enormen Aufwand bedeuten. Doch man kann es sich etwas einfacher machen:

  • Verschiedene US-Car-Importfirmen im Vorfeld kontaktieren, das spart die ganze Arbeit zwischen US- und europäischem Zoll.
  • Bei „schwierigen“ Prüfern auf andere Bundesländer ausweichen. Hier gibt es oft dramatische Unterschiede.
  • Beim Autokauf nicht nur auf den „Magnettest“ auf Spachtelmasse vertrauen. Viele Blender mischen mittlerweile Metallstaub bei, um hier zu mogeln.
  • Das Auto nur in Bundesstaaten kaufen, die kein Streusalz verwenden. US-Rostvorsorge ist nämlich oft mangelhaft.
  • Sicherheitshalber noch in den USA die Klimaanlage abpumpen lassen, damit es keine Probleme mit eventuell nicht EU-konformen Kühlmitteln gibt.

Zusammenfassung – das Wichtigste in Kürze

Es gibt nicht umsonst viele hiesige Firmen, die sich dem Import von US-Cars verschrieben haben, denn es ist eine echte Heidenarbeit. Doch wer wirklich mit dem V8-Virus infiziert ist, der sucht nicht nur seinen Wagen selbst vor Ort aus, sondern sorgt auch eigenhändig dafür, dass es heil über den Atlantik kommt. Das ist zwar alles teuer und langwierig, aber wer es einfacher mag, kann sich ja auch beim Händler nebenan einen europäischen Neuwagen zulegen, oder?

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