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Profiltiefe Reifen: Richtig messen & welche Strafe droht mir bei Missachtung?

Bei abgefahrenem Reifenprofil verlieren Reifen die Bodenhaftung (Grip). Besonders bei Aquaplaning und Glätte kann es dadurch zu folgenschweren Unfällen kommen. Deshalb schreibt der Gesetzgeber bei allen Kfz-Reifen eine Mindestprofiltiefe vor. Wie stark das Reifenprofil mindestens sein muss, wie viel Profil Experten empfehlen, wie Sie die Profiltiefe messen und welche Strafen bei Verstoß gegen die Mindestprofiltiefe drohen, erläutern wir Ihnen kurz und übersichtlich in diesem Artikel.

Profiltiefe Reifen: Was ist gesetzlich vorgeschrieben?

Sommerreifen

  • Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe für Sommerreifen von 1,6 mm. Aus Sicherheitsgründen raten Reifenexperten zu einer Mindestprofiltiefe von 3 mm.

Der Grund ist so einfach wie wichtig:

Die Profilrillen im Reifen sorgen für die Bodenhaftung bei allen Wetterlagen, vor allem bei Nässe. Je weniger Profil, desto schlechter der Grip und umso länger der Bremsweg.

Vor allem bei Breitreifen mit größerer Auflagefläche, wird mangelndes Profil zur Gefahr. Es entsteht Aquaplaning, weil die Profilrillen das Wasser auf der Straße nicht mehr verdrängen können. Das Auto gerät in Schleudern und lässt sich nicht mehr steuern.

Winterreifen

  • Die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm gilt auch für Winterreifen. Der ADAC empfiehlt jedoch eine Profiltiefe von mindestens 4 mm.

Unter 4 mm ist die Wintertauglichkeit von Winterreifen bereits stark eingeschränkt. Besonders im Tiefschnee, kann der Winterreifen den notwendigen Grip nicht mehr aufbauen. Die Folgen:

  • Das Fahrzeug verliert den Halt auf der Straße und gerät leicht ins Schleudern.
  • Der Bremsweg verlängert sich und Unfälle sind vorprogrammiert.

Der § 36 StVO enthält die gesetzlichen Bestimmungen für Reifen und Laufflächen von Kraftfahrzeugen und Anhängern.

Die wichtigsten Bestimmungen in diesem „Reifen-Gesetz“:

  • Es dürfen nur (Luft)Reifen verwendet werden, die der Belastung durch das Fahrzeug (Gewicht, Geschwindigkeit) entsprechen
  • Es dürfen nur Reifen mit Profilrillen verwendet werden
  • Die Mindestprofiltiefe im Hauptprofil des Reifens (mittlere Lauffläche) muss mindestens 1,6 mm betragen
  • Reifen, die für eine Geschwindigkeit über 40 km/h zugelassen sind, müssen gekennzeichnet sein (Hersteller / Marke, Reifengröße, Reifenbauart, Tragfähigkeit, Geschwindigkeitskategorie, Herstellungsdatum).

Die Bestimmungen gelten sowohl für Diagonalreifen als auch Radialreifen. Wobei Diagonalreifen ohnehin nur noch für landwirtschaftliche Fahrzeuge oder im Rennsport eingesetzt werden.

Wie messe ich die Profiltiefe bei Reifen richtig?

Es gibt viele Methoden die Reifenprofiltiefe zu messen. Im Folgenden erklären wir Ihnen die wichtigsten Methoden, immer mit Videoanleitung.

 

  • Die Mindestprofiltiefe im Hauptprofil des Reifens (mittlere Lauffläche) muss mindestens 1,6 mm betragen. Das schreibt § 36 StVO vor.

Profiltiefe mit einer 1 Euro Münze messen

Am bekanntesten und einfachsten ist die Messmethode mit der 1-Euro-Münze. Die Euromünze hat einen goldfarbenen Rand, der genau 3 Millimeter breit ist.

Wenn man die Münze in die Vertiefungen der Profilrillen hält, kann man die Profiltiefe ablesen:

  • Verschwindet der goldene Rand gänzlich, hat der Reifen mindesten noch 3 mm Profil.
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Mechanischer Profiltiefenmesser

Der mechanische Profiltiefenmesser funktioniert wie ein Messschieber. Er wird zwischen zwei Profil-Blöcken angesetzt und der Messschieber bis auf den Profilgrund geschoben.

  • Die Profiltiefe kann anhand der aufgebrachten Skala abgelesen werden.
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Digitaler Profiltiefenmesser

Werkstätten nutzen die digitale Variante des Profiltiefenmessers. Er funktioniert genauso wie der mechanische Messer, nur das der Wert wird auf einem Display angezeigt.

Mittels Lasertriangulation können Profiltiefe und Profilverlauf über die gesamte Breite des Reifen vermessen werden. Das Messgerät, das in den Boden eingelassen ist und von den Reifen überfahren wird, kommt in Werkstätten, zum Beispiel beim TÜV zum Einsatz.

Durch das bildgebende Verfahren lässt sich nicht nur die minimale Profiltiefe ermitteln. Ebenso kann festgestellt werden, ob:

  • Reifen ungleich abgefahren oder
  • Spur- und Sturzeinstellungen fehlerhaft sind.

Ist die Profiltiefe bei Neureifen genormt?

Die Profiltiefe bei Neureifen ist nicht genormt und unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller und von Reifenmodell zu Reifenmodell. In der Regel weisen diese folgende Maße auf:

  • Profiltiefe Sommerreifen neu: 8 mm
  • Profiltiefe Winterreifen neu: 9 mm

Wussten Sie schon…?

Mindestprofiltiefe bei Motorrad- und Mopedreifen: Was ist gesetzlich vorgeschrieben?

  • Auch für Motorradreifen heißt es in der StVO: 1,6 mm Mindestprofiltiefe.

Zwar haben Motorradreifen weniger Auflagefläche, aber die Unfallfolgen bei Aquaplaning sind für Motorradfahrer wesentlich gefährlicher.

Wie bei Autoreifen empfehlen Experten auch hier, den Reifen schon bei einer Profiltiefe von 2 mm auszuwechseln. Bei (sicherlich eher seltenen) Winterfahrten sollte das Profil der Motorradreifen mindestens 4 mm betragen.

Reifen Verschleißanzeiger (TWI = Tread Wear Indicator)

Moderne Pkw- und Motorradreifen sind übrigens mit Verschleißanzeigern (TWI = Tread Wear Indicator) ausgestattet. Das sind Querstege in den Längsrillen der Bereifung. Sobald das Profil die Mindestprofiltiefe unterschreitet, werden die Stege sichtbar.

Die Reifenhersteller halten sich bei den Verschleißanzeigern jedoch nicht an die gesetzliche Mindestprofiltiefe. Sie werden schon bei einer Profiltiefe von zwei und mehr Millimetern sichtbar.

Mindestprofiltiefe bei Lkw: Was ist gesetzlich vorgeschrieben?

LKW-Reifen sind in der Regel größer und breiter als Pkw-Reifen. Sie haben eine größere Auflagefläche und es kann schneller zu Aquaplaning kommen.

  • Dennoch, auch Lkw-Reifen müssen nach § 36 StVO nur eine Mindestprofiltiefe von 1,6 mm haben – das allerdings auf der gesamten Lauffläche.

Das gilt für Winter- und Sommerreifen. Für Lkw-Winterreifen empfehlen Experten eine Profiltiefe von 6 bis 8 mm.

Weil Lkw-Reifen stärker beansprucht werden und weil Unfallfolgen ungleich höher sind als bei Pkw oder Motorrad, sollten sie deshalb öfter kontrolliert werden. Sowohl der Fahrer als auch die Spedition sind für Kontrollen der richtigen und einwandfreien Bereifung in regelmäßigen Intervallen verantwortlich.

Profiltiefe bei Ganzjahresreifen: Was ist empfehlenswert?

Ganzjahresreifen oder Allwetterreifen ersparen den Reifenwechsel im Frühjahr bzw. Herbst. Sie sind jedoch keine wirklichen Winterreifen, weshalb ausreichend Profil in der kalten Jahreszeit besonders wichtig ist.

  • Vorgeschrieben sind 1,6 mm, Reifenexperten empfehlen bei Ganzjahres-Pneus jedoch mindestens 4 mm für guten Grip.

Bußgeld bei abgefahrenen Reifen: Mit welchen Strafen muss ich rechnen?

Zu wenig Reifenprofil ist ein großes Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr. Entsprechend hoch sind die Strafen bei Verstoß gegen die Mindestprofiltiefe bzw. für gegen die situativ angepasste Bereifung (Winterreifen).

Verstoß Bußgeld Punkte
Kfz (außer Mofa) oder Anhänger ohne ausreichende Profiltiefe der Reifen geführt 60 EUR 1
  • mit Gefährdung
75 EUR 1
  • mit Unfall
90 EUR 1
Inbetriebnahme eines Kfz (außer Mofa) oder Anhängers mit abgefahrenen als Halter angeordnet oder zugelassen 75 EUR 1
Fahren bei Schnee und Glatteis mit Sommerreifen 60 EUR 1
  • mit Behinderung
80 EUR 1
  • mit Gefährdung
100 EUR 1
  • mit Unfall
120 EUR 1

Mindestprofiltiefe für Reifen im Ausland: Was gilt in Europa?

In Deutschland ebenso wie in der gesamten EU bzw. im Europäischen Wirtschaftsraum EWR gilt laut Richtlinie 89/459/EWG der EU-Kommission für alle Kraftfahrzeuge eine Mindestprofiltiefe von 1,6 mm.

Dabei wird generell kein Unterschied zwischen Lkw, Pkw oder Motorrädern gemacht.

Lediglich bei Leichtkrafträdern darf die Profiltiefe mit 1 mm auch geringer als die sonst geltenden 1,6 mm sein.

Weniger homogen sind die Regelungen im europäischen Ausland, wenn es um die Mindestprofiltiefe von Winterreifen geht oder auch generell um eine Winterreifenpflicht. Die ist nämlich nicht überall tatsächlich gegeben:

Situative Winterbereifung

Winterreifen sind keine Pflicht in:

  • Deutschland
  • Belgien
  • Frankreich
  • Griechenland
  • Italien
  • Niederlanden
  • Norwegen
  • Rumänien
  • Schweiz
  • Slowakei
  • Türkei

Man muss jedoch darauf achten, dass die Bereifung winterlichen Verhältnissen angepasst ist. Die Mindestprofiltiefe für die Winterreifen aller Kraftfahrzeuge reicht hier von den EU-weit geltenden 1,6 mm bis zu 4 mm oder gar 5 mm.

In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht der Regelungen in Europäischen Staaten:

Land Winterreifenpflicht – wann Geforderte Mindestprofiltiefe
Belgien Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Bosnien Herzegowina Generelle Winterreifenpflicht zwischen dem 15. Nov. und dem 15. April 4 mm
Bulgarien Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Dänemark Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Deutschland Situative Winterreifenpflicht 1,6 mm
Estland Generelle Winterreifenpflicht zwischen dem 1. Dezember und 1. März 3 mm
Finnland Winterreifenpflicht zwischen dem 1. Dezember und 1. März 3 mm
Frankreich Es besteht generell keine Winterreifenpflicht außer bei entsprechender Kennzeichnung durch Verkehrszeichen. 1,6 mm
Griechenland Keine Winterreifenpflicht 2 mm auf Antriebsachse – Rest 1,6 mm
Großbritannien Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Irland Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Island Keine generelle Winterreifenpflicht, aber empfohlen 1,6 mm
Italien Es besteht generell keine Winterreifenpflicht außer bei entsprechender Kennzeichnung durch Verkehrszeichen. 1,6 mm
Kroatien Winterreifenpflicht oder Sommerreifen mit einer Mindestprofiltiefe von 4mm 4 mm
Lettland Generelle Winterreifenpflicht 4 mm
Litauen Generelle Winterreifenpflicht zwischen dem 10. Nov. und dem 1. April 3 mm
Liechtenstein Keine Winterreifenpflicht, jedoch empfohlen, da Mithaftung bei Unfall 1,6 mm
Luxenburg Situative Winterreifenpflicht 1,6 mm
Malta Keine Regelung Keine Regelung
Mazedonien Generelle Winterreifenpflicht zwischen dem 15. Nov. und dem 15. März 4 mm
Niederlande Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Norwegen Keine Winterreifenpflicht jedoch dringend empfohlen 3 mm
Österreich Winterreifenpflicht zwischen dem 1. November und dem 15. April 4 mm
Polen Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Portugal Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Rumänien Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Russland Keine Winterreifenpflicht, aber empfohlen 4 mm
Schweden Situative Winterreifenpflicht zwischen 1. Dezember und 31. März 3 mm
Schweiz Situative Winterreifenpflicht 1,6 mm
Serbien Situative Winterreifenpflicht zwischen 1. November und 1. April 4 mm
Slowakei Situative Winterreifenpflicht 3 mm
Slowenien Situative Winterreifenpflicht zwischen 15. November und 15. März – oder Sommerreifen mit Schneeketten im Kofferraum 3 mm
Spanien Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Tschechien Situative Winterreifenpflicht zwischen 1. November und 31. März. Zudem können Winterreifen auch durch Verkehrsschilder angeordnet werden 4 mm
Türkei Situative Winterreifenpflicht 1,6 mm
Ukraine Generelle Winterreifenpflicht zwischen 1. November und 31. März 6 mm
Ungarn Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm
Zypern Keine Winterreifenpflicht 1,6 mm

Weitere Fragen & Antworten

Was zur einer längeren Lebensdauer von Reifen beiträgt, sind u.a.:

  • eine schonende Fahrweise
  • die richtige Pflege und Lagerung
  • optimaler Luftdruck.

Im Durchschnitt muss ein Reifen bei moderater Fahrweise nach etwa 5 bis 6 Jahren bzw. 75.000 bis 100.000 km Laufleistung erneuert werden. Aber auch wenig genutzte Reifen sollten nach Empfehlung des ADAC nach sechs Jahren aussortiert werden, da sich im Laufe der Zeit die Gummimischung ändert und die ursprünglichen Materialeigenschaften somit nicht mehr gegeben sind.

Das tatsächliche Reifenalter erfahren Sie übrigens über die DOT-Nummer an der Reifenflanke. Dort ist das Herstellungsdatum eingestanzt.

Bei sportlicher Fahrweise mit häufigem Bremsen und Beschleunigen sowie rasanten Kurvenfahrten, nutzen sich die Pneus schneller ab.

Was das Profil zusätzlich vorzeitig mindern kann, sind:

  • die einseitige Belastung der Reifen durch falsch eingestellte Spur oder Sturz
  • ein zu geringer Luftdruck
  • nicht ausgewuchtete Reifen.

Nein, denn die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) macht keine Unterschiede was die Mindestprofiltiefe für Sommer- und Winterreifen angeht. Für beide Bereifungen gelten 1,6 mm.

Gemeinhin geben Experten die Empfehlung, dass Winterreifen am besten 4 mm an Profiltiefe aufweisen sollten. Sommerreifen sollten hingegen idealerweise 3 mm tiefe Profile haben.

Hat man zu wenig Luftdruck auf den Reifen, kann das unangenehme bis gefährliche Folgen auf das Brems- und Fahrverhalten Ihres Fahrzeugs haben. So kann sich der Bremsweg verlängern und auch die Lage in Kurven verschlechtern. Zudem besteht die Gefahr, dass ein Reifen mit zu wenig Druck platzt.

Außerdem schlägt ein zu niedriger Reifendruck auch auf die Brieftasche. Der Kraftstoffverbrauch erhöht sich und zudem werden die Reifen schneller und auch ungleichmäßig abgerieben. Dadurch verlieren sie schneller an Profiltiefe und ein Wechsel der Reifen steht früher an.

Zusammenfassung – das Wichtigste in Kürze

  1. Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) schreibt für PKW, LKW, Busse und Motorräder eine Mindestprofiltiefe von 1,6 mm vor, sowohl für Sommer- wie auch für Winterreifen.
  2. Leichtkrafträder müssen hingegen mindestens 1 mm Profiltiefe an den Reifen haben.
  3. Die Mindestprofiltiefe von 1,6 mm für Sommerreifen gilt in der gesamten EU bzw. im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR).
  4. Die Mindestprofiltiefe kann mechanisch oder digital gemessen werden.
  5. Wer in Deutschland mit zu wenig Profil unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld in Höhe von 60 bis 75 Euro und einen Punkt in Flensburg.
  6. Nicht in allen europäischen Ländern sind Winterreifen Pflicht, auch nicht in Deutschland.
  7. Dort, wo keine Winterreife-Pflicht besteht, muss dennoch auf eine den winterlichen Verhältnissen angemessene Bereifung geachtet werden.
  8. Reifenexperten raten bei Sommerreifen zu einer Mindestprofiltiefe von 3 mm, bei Winterreifen sogar zu 4 mm.
  9. Zu geringer Reifendruck verlängert den Bremsweg und verschlechtert die Kurvenlage.
  10. Außerdem führt zu geringer Luftdruck auf den Reifen zu mehr Kraftstoffverbrauch und zu mehr Abrieb der Reifen.
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